Die Zeit, in der Gebäude einfach abgebrochen wurden und das Material auf dem Schutt landete, liegt hinter uns. Heute ist uns bewusst, dass die Erde keine unerschöpfliche Rohstoffquelle ist. Durch einen ressourcenschonenden Abbruch kann Material wiederverwendet werden. Es kommt also nicht sofort die Abbruchbirne, sondern das Material wird sorgfältig demontiert und sofort getrennt.
Abbrechen oder nicht?
Zunächst muss darüber nachgedacht werden, ob ein Gebäude überhaupt abgebrochen werden muss oder ob es teilweise oder in seiner Gesamtheit anders genutzt werden kann. Ist ein Abbruch nötig, kann untersucht werden, ob die Materialien, zum Beispiel die Fensterzargen, vor Ort wieder eingebaut werden können. Dann ist kein umweltverschmutzender Transport erforderlich. Ist dies nicht möglich, können die Zargen vielleicht für ein anderes Bauvorhaben verwendet werden.
Material, das nicht in seiner ursprünglichen Form wiederverwendet werden kann, wie Mauerwerk und Beton, wird gesammelt und zu Granulat gemahlen. Dieses recycelte Mischgranulat (Betonbruch und Schutt) kann als Unterlage für Garagenzufahrten oder Parkplätze verwendet werden. Derzeit wird untersucht, ob Betongranulat auch als Grundlage für neuen Beton dienen kann. Auch Objekte, die zu veraltet sind, um neuerlich verwendet zu werden, wie Steckdosen, Leitungen und Glas, können recycelt werden. Abbruchholz kann sogar an Wert gewinnen, wenn es etwa zur Herstellung einzigartiger, nachhaltiger Möbel verwendet wird. Dies nennt man Upcycling. Leider ist es noch nicht möglich, wirklich das gesamte Material wiederzuverwenden. Asbest etwa ist gefährlich und muss verpackt entsorgt werden.
Ein ressourcenschonender Abbruch ist nicht nur gut für unseren Planeten, sondern spart auch Energie und Geld. Das Material behält seinen Wert und das ist von Vorteil für den Eigentümer bzw. die Eigentümerin, das Abbruchunternehmen und die Menschen, die dieses Material billiger erwerben können, um selbst damit zu bauen.
Super Local
Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist „Super Local“ in Kerkrade. Vier nicht mehr attraktive und von der Baustruktur her veraltete Hochhäuser in Bleijerheide aus dem Jahr 1968 wurden sorgfältig abgetragen. Das gesamte Abbruchmaterial wurde dokumentiert, sortiert und in fünfzehn Seecontainern auf der Baustelle eingelagert. Küchenschränke zu Küchenschränken, Türen zu Türen. Heizkörper, Steckdosen, Rohre, alles wurde sorgfältig sortiert. Dieser Vorrat an Baumaterial wird „Materialbank“ genannt und ist bereit für Wiederverwendung oder Recycling. Aus dem obersten Stockwerk der Betonkonstruktion des Wohnhauses wurden Teile herausgesägt und mit einem Kran herausgehoben. So etwas wurde noch nie zuvor gemacht. Das Abbruchunternehmen hatte selbst noch nie ein Hunderttausende Kilo schweres Betonstück transportiert. Als die Blöcke nach zwei misslungenen Versuchen endlich sicher auf den Boden standen und mit Elementen aus dem Treppenhaus, Balustradenteilen der Galerie und Heizkörpern vervollständigt worden waren, war ein „neues“ Gebäude entstanden, das wie ein in den Sechzigerjahren entworfenes futuristisches Bauwerk aussieht. Es ist also möglich, mit alten Elementen aus einem Abbruchhaus ein völlig neues Haus zu bauen. Das Gebäude war jedoch zu abweichend, zu schlecht gedämmt und die Arbeitsweise zu zeitraubend, um dieses Verfahren im größeren Maßstab und kostendeckend durchführen zu können. Es wird als Infozentrum des Bauprojekts verwendet. Marc Maurer, der Architekt, bezeichnet den Pavillon als Kunstwerk und ein Denkmal für zirkuläres Bauen.